deutsche meisterschaft DEUTSCHE MEISTERSCHAFT MASTERS II S-STANDARD Meisterliche Poesie Das Licht ist gedimmt, die Schuhe sind angeraut, die Musik ertönt. An den Wänden gleiten die Flaggen der Bundesländer hinab. Tische, die akkurat neben der Fläche platziert sind. Schmale Bänder, die drei Farben tragen, zieren weiß eingedeckte Tische, vollendet mit Rosenschmuck. Tanzen ist für Martina Bruhns nicht nur Leistungssport, sondern auch eine Herzensangelegenheit. Foto: René Bolcz Der Saal füllt sich mit Tanzbegeister- ten zum Zuschauen und Anfeuern der Paare. Der Turnierleiter eröffnet die Deutsche Meisterschaft der Masters II S- Standard in Pinneberg. Das Publikum war- tet darauf, von den faszinierenden Stan- dardtänzen, beginnend mit dem Lang- samen Walzer über Tango, Wiener Walzer und Slowfox bis zum Quickstep, verführt zu werden. Und dann geht es los. Der Wettbewerb der besten Tanzpaare aus Deutschland beginnt: Von den startenden 53 Paaren tanzen 47 die Vorrunde in sieben Heats. Sie betreten die durch Scheinwerfer und Blitzlicht erhellte Fläche und nehmen ihre Tanzhaltung ein: Der Herr reicht der Dame seine Hand, ihre rechte Hand gleitet zu ihm und wird umfasst. Er legt seine rechte Hand auf ihr Schulterblatt. Sie platziert ihre linke Hand auf seinem Oberarm und schließt so den Rahmen. Die Paare scheinen zur Musik über die Fläche zu schweben, stets vom Applaus des Publikums begleitet, das neben der Bewegung und Harmonie der Paare auch die traumhaft schönen Kleider bewun- dert, deren Applikationen, ob Federboa oder einfach nur Chiffon, über dem Par- kett schwingen. Jede Bewegung erfordert ein hohes Maß an Balance, Haltung und Führung. Die Choreografien sind monatelang ein- studiert und bestmöglich austrainiert – und wirken doch natürlich und nicht etwa künstlich inszeniert. Es scheint, als drehten sich die Zeiger der Uhr nur um genau diese 1,5 Minuten, die der Tanz dauert. Es wird still. Die Paare lösen ihre Tanzhaltungen. Das Publikum applaudiert. Die Paare verneigen sich im Schein des Lichts. Über Vor- und Zwischenrunden genießt das Publikum die Darbietungen bis ins Finale. Der letzte Tanz endet mit dem Ver- stummen der Musik und dem Applaus des Publikums. Stille. Nun kommt es auf die Wertung an. Die Eckpunkte und Rahmen- daten, die individuelle Bewertung, die Ver- gleichbarkeit der Paare. Die Choreografie, Bewegung und Balance. Jetzt heißt es, die Leistungen zu objektivieren und Erfolg und Niederlage in Relation zu setzen. Die Halle heizt sich auf. Doch nicht nur das Sommerwetter erhöht die Tempera- tur, sondern auch das Publikum, das heiß darauf ist, zu erfahren, wer als Deutscher Meister das Pinneberger Parkett verlassen wird. Es wird innegehalten. Die Sieger werden preisgegeben. Das Paar erklimmt das Treppchen. Aus allen Ecken treten Personen mit ihren Handykameras auf die Fläche. Die sechs Finalpaare werden von Blitzlichtgewitter überwältigt. Kaum wurden die Platzierungen mit Emotionen gefeiert, ertönt Musik zum Ehrentanz: Die bisherigen und erneuten Sieger, Martina Bruhns im Arm von Marco Wittkowski, tanzen ihren Tango. Mit Hin- gabe. Mit einer Hingabe, die zuvor nicht in dem Ausmaß den Raum füllt wie in dem Moment nach dem Sieg. Nun steigen auch die anderen Paare ein. Trotz der Leistungen aller Paare sollten wir in unseren Gedanken verdeutlichen, dass es Werte gibt, für die die Wertungen im Turnier nicht reichen. Keine Zahl der Welt kann unsere Verbundenheit durch den Tanzsport, unsere Leidenschaft für ihn und unser Engagement, ihn auszuüben, greifen. Keine Zahl ist äquivalent für un- sere Liebe gegenüber diesem Sport. Es ist genauer dieser dauerhaft Be- standteil, die Freunde am Tanzen und die Freude, dass das Tanzen die Verbunden- heit zwischen uns allen stärkt. Wir bedanken uns bei allen, die aus dem Tag etwas Zauberhaftes gemacht haben! Herzlichen Glückwunsch an das Sieger- paar und natürlich auch an alle anderen 52 Paare, die dabei waren! Kaya Sophie Reichenbach tanzspiegel 8-23 7