Im Gespräch mit Sara Baumann die basis im blick Idealerweise nehmen die Teamer im Vorfeld die Jugendherberge in Augenschein und erkunden die Umge- bung. Zum Vorbereitungs- treffen reisten nach Plön ... (Männer, vorne beginnend) Georg Gebauer, Florian Wilhelm, Ben Großpietsch (... und Frauen, von links beginnend) Daniela Paul, Janett Stier (grüner Pulli), Yasmin Apelt, Anne Heußner, Sara Baumann. Foto: privat Traditionell gebt Ihr für jede Freizeit ein Motto aus. Wie läuft die Ideenfindung ab? Gegen Ende des Jahres findet ein erster Video- call statt, bei dem wir überlegen, welches Thema für die nächste Sommerfreizeit passen könnte. Manchmal ergibt es sich aus dem Ort, der Umgebung oder der Unterkunft, beispiels- weise wenn Letztere eine Burg ist. Manchmal suchen wir aber auch Offtopic-Themen heraus. Außerdem haben wir in unserer Freizeit- zeitung, die wir in jedem Jahr als Erinnerungs- stück gestalten, immer mal abgefragt, welche Themen die Kinder sich wünschen. Auch da schauen wir zur Orientierung mal rein und überlegen, welche Vorschläge umsetzbar sind. Sobald das Grundthema steht, bauen wir das komplette Programm darauf auf – von der Namensgebung der Zimmer über die Tages- mottos bis hin zu den Aktivitäten. Wiederho- lungen gibt es nur ganz selten, wobei wir nie eine Freizeit komplett kopieren. Beispielsweise gab es das Weihnachtsmotto sowohl 2009 als auch 2023, aber letztes Jahr haben wir es viel sportlicher ausgelegt in Form einer Weihnachts- olympiade. Das Grundgerüst, an dem wir uns entlanghangeln, ist zwar ähnlich und ein paar Programmpunkte sind immer irgendwie da- bei, sie werden aber an den entsprechenden Ort angepasst, sodass jedes Jahr etwas kom- plett Anderes und Individuelles entsteht. Welche Orte und Themen gehörten zu Deinen persönlichen Favoriten? Da muss ich echt überlegen, denn jede Freizeit hatte etwas für sich. Was den Ort angeht, war der Walchensee in Bayern sehr schön, unter anderem wegen der tollen Jugendherberge. Aber auch die diesjährige Reise nach Plön fand ich sehr cool, die Unterkunft war mega, das Gelände und die Wiese davor waren riesengroß, direkt daneben lag der See und der Ostseestrand war nur eine halbe Stunde entfernt. Vom Motto her hat mir die Sinnes- freizeit 2011 auf dem Hoherodskopf in Hessen gut gefallen, aber auch alle anderen Themen waren toll. Ich persönlich fand Harry Potter und Disney am coolsten, bei dieser Freizeit war ich aber nicht dabei. Da kenn ich leider nur Videos und Bilder, aber das wäre auf jeden Fall mein Ding gewesen (lacht). Wie läuft die weitere Planung ab? Wir verteilen die verschiedenen Aufgaben und klären, wer beispielsweise für die Sport- spiele oder die Ausflüge zuständig ist. Da die meisten von uns aber schon länger dabei sind, hat jeder schon eine Art Lieblingsbereich. Außerdem überlegen wir, welche Materialien wir beispielsweise für die Kreativworkshops brauchen, bei denen zum Beispiel die Deko für den Abschlussabend gebastelt wird. Um uns bis zur Freizeit regelmäßig über die Zwischenstände zu informieren, gibt es weitere Online-Meetings. Zudem findet an einem Wochenende im Frühjahr ein Vorbereitungs- treffen statt, im besten Fall in der Jugend- herberge, in der wir auch im Sommer sind, damit wir uns die Umgebung schon einmal anschauen und ein paar Wege abfahren können. So erfahren wir zum Beispiel, ob wir zum nächstgelegenen Schwimmbad laufen können oder ob wir eine Fahrt einplanen müssen. Zusätzlich arbeiten wir mit einem digitalen Board, in dem wir alle Aufgaben sammeln und Ideen aufschreiben, damit alle informiert sind. ▸ tanzspiegel VI–24 61 Sara, wie bist Du Teamerin bei der Sommer-Cool-Tour geworden? 2006 war ich zum ersten Mal als Teili dabei, damals war ich zwölf, und es hat mir so gut gefallen, dass ich die folgenden fünf Jahre – also so lange, bis ich nicht mehr durfte – wieder mitgefahren bin. Eigentlich hatte ich vor, danach direkt Teamerin zu werden, aber dann kam meine Ausbildung dazwischen und es hat zeitlich einfach nicht gepasst. Vor zweieinhalb Jahren ist Daniela Paul, eine Freundin von mir, die ich bei meiner ersten Freizeit kennengelernt und mit der ich mir immer ein Zimmer geteilt hatte, zum ersten Mal als Teamerin mitgefahren und hat mich danach gefragt, ob ich auch Lust dazu hätte. 2022 bin ich dann mit nach Neustadt gefahren, um es einfach mal auszuprobieren. Es hat nicht lange gedauert, bis ich wieder vollkommen in dem Game drin war (lacht). Für mich als Hessin war das besonders attrak- tiv, weil ich bis zu zwölf Tage Sonderurlaub beantragen kann, wenn ich ehrenamtlich mit Kindern arbeite. Im Gegensatz zu einigen Teamerinnen und Teamern aus anderen Bundesländern muss ich also nicht einmal meinen Jahresurlaub dafür verwenden. Nach welchen Kriterien wählt Ihr die Orte aus? Wenn wir in einem Jahr im Norden waren, schauen wir, dass wir im nächsten weiter süd- lich unterkommen, und wenn wir im Westen waren, soll es im nächsten Jahr möglichst in den Osten gehen. Damit wollen wir erreichen, dass nicht immer Kinder aus der gleichen Region die weiteste Anreise haben, sondern dass auch mal die anderen etwas länger im Bus sitzen. Außerdem sollen die Kinder nach und nach die ganze Republik kennenlernen. Ich fand es als Teili immer sehr cool, dass ich durch die Freizeit coole Orte in ganz Deutsch- land und auch viele Großstädte, beispielsweise durch die Stadtrallyes, kennengelernt habe. Generell versuchen wir, die Unterkünfte immer ein bis zwei Jahre im Voraus fix zu machen, was aber zunehmend schwieriger wird wegen der steigenden Preise. Auch die Jugendherber- gen werden immer teurer und geben ihre An- gebote nicht mehr so weit im Voraus heraus, was unter anderem dazu führt, dass wir in be- stimmte Bundesländer gar nicht mehr fahren können, weil unser Budget das einfach nicht hergibt. Aktuell zahlen die Kinder für sechs Tage mit Vollpension und Programm 300 Euro, was meiner Ansicht nach ein fairer Preis ist. Und die Freizeit soll ja auch in Zukunft für jede und jeden zugänglich bleiben.